MINT.FResH
Frischer Wind in der Berufsorientierung
MINT.FResH
Coden, löten, experimentieren und Spaß dabei haben: Über ein ganzes Schuljahr lang lassen sich jährlich bis zu 140 Haupt- und Realschüler*innen der Klassen 7 und 8 von MINT. FReSH für ihre Perspektiven in dual ausgebildeten MINT-Berufen begeistern.
Format
MINT-Disziplin(en)
Zielgruppe(n)
Spezifische Zielgruppe(n)
Teilnehmer:innenzahl
Max. 10 TN/Gruppe. Haupt- und Realschüler*innen der Jahrgangsstufen 7 und 8 von 9 kooperierenden Schulen im nördlichen Schwalm-Eder-Kreis und 1 Schule im Landkreis Waldeck-Frankenberg
Aktivitätsgebiet(e)
Hessen
Projektbeschreibung
Idee
MINT.FResH will die jungen Menschen für dual ausgebildete MINT.Berufe gewinnen, die von sich selbst oft sagen, dass MINT zu kompliziert, zu anstrengend und zu langweilig ist. Und dass sie bei MINT doch sowieso keine Chance haben, weil sie kein Abitur machen. Für diese Gruppe, konkreter Für Realschüler/innen und Hauptschüler/innen steht das "FResH" im Projektnamen. Ihnen will das Team von MINT.FResH beweisen, dass MINT keineswegs kompliziert oder anstrengend ist und dass sie mit MINT im Alltag klarkommen, ohne dass sie überhaupt wahrnehmen, dass sie sich gerade mit MINT auseinandersetzen. Glaubenssätze wie "Da habe ich sowieso keine Chance" brennen sich aber noch leichter in das eigene Denken ein, wenn junge Menschen mit zusätzlichen Stigmata durchs Leben gehen. Wenn beispielsweise eine Hör- oder Sehstörung den Besuch einer speziellen Förderschule nötig macht. Oder ein Migrationshintergrund das sprachliche Verständnis erschwert. Das MINT.FResH-Team kann diese Merkmale nicht verschwinden lassen. Aber das MINT.FResH-Team senkt nicht zuletzt durch die Einbeziehung von Kunst und kreativer MINT-Arbeit Barrieren und macht marginalisierten Teilnehmer/innen den Weg frei, ihr ganz eigenes MINT-Potenzial zu entdecken und als berufliche Perspektive wahrzunehmen.
MINT.FResH bietet seinen Teilnehmenden ein Schuljahr die Möglichkeit, den MINT-Bereich handlungs- und erlebnisorientiert für sich zu erforschen und eigene berufliche Perspektiven in diesem Bereich für sich zu entdecken. Betriebsbesuche und der Kontakt zur Berufsberatung runden MINT.FResH ab.
Durch die Förderung durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und den ländlichen Raum, durch den ESF+ Hessen und die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit wird das Projekt seit dem Schuljahr 2016/17 umgesetzt.
Ziele
Allein im Schwalm-Eder-Kreis, südlich von Kassel, suchen jedes Jahr viele kleine und mittlere Unternehmen aus dem MINT-Bereich Azubis - und bekommen regelmäßig zu wenig oder auch gar keine Bewerbungen. Dabei gibt es Gruppen, die reich an Potenzial sind, die sich aber keine erfolgreiche Bewerbung zutrauen und deshalb im Bewerberkreis unterrepräsentiert sind: Haupt- und Realschüler/innen gehören dazu ebenso wie junge Menschen mit Hör- und/oder Sehstörungen oder junge Menschen mit Migrationshitnergrund. Sie bewerben sich eher selten für die duale Ausbildung in MINT-Berufen. Mit MINT.FResH sollen diese jungen Menschen - mit und ohne Beeinträchtigung, mit und ohne Migrationshintergrund - diese dual ausgebildeten Berufe für sich als Perspektive entdecken und ins Auge fassen.
Durchführung
Nach einer Aktivierung durch interaktive Showstunden starten die Teilnehmenden zum neuen Schuljahr in das für sie einjährige Projekt. Sie erschließen für sich durch spielerisches Erforschen Phänomene im MINT-Bereich, über das Staunen und den Spaß finden sie neue Zugänge zu neuen Interessen und unbekannten Fähigkeiten. Daher werden gemeinsam mit den Schüler/innen spannende, alltagspraktische Themen experimentell oder aktionsorientiert aufbereitet: die Teilnehmenden entdecken den MINT-Gehalt in ihrem Alltag und setzen auf dieser Basis kleine Schnupperprojekte in IT, Naturwissenschaften und Technik um. Wichtig ist, dass die Schüler/innen tatsächlich selbst tätig werden. Sie müssen die Phänomene und den Lösungsweg dazu mit eigenen Händen anfassen können. Sie sollen selbst feststellen, dass es womöglich mehrere Lösungswege für ein Problem gibt, dass aber auch die unterschiedlichsten „MINT“-Gesetze berücksichtigt werden müssen, wenn der verfolgte Lösungsweg tatsächlich funktionieren soll. Kurz: die Schüler/innen experimentieren, löten und programmieren selbst. Das Personal erklärt, unterstützt und ist im Zweifel auch dazu da, einen Misserfolg zu erklären und die Schüler/innen in diesem Fall in Richtung Erfolg zu führen.
Alle Experimente sind so angelegt, dass sie auf jeden Fall und bei jeder/jedem Schüler/in funktionieren; mit der MINT.FResH Erfolgsgarantie haben wir uns dazu verpflichtet. Arbeitsweise und Niveau sind höchst binnendifferenziert. Die persönliche Anleitung berücksichtigt bei Bedarf individuelle Einschränkungen wie Hör- und Sehstörungen sowie Sprachschwellen, aber auch Lernhemmnisse wie z. B. ADHS. Der wöchentliche Erfolg führt auch bei steigenden Anforderungen der Einheiten zu einem selbstwirksamen „Ich schaffe das!“ und ist essentiell, um die MINT.FResH-Zielgruppen für einen schwellenbesetzten Bereich wie MINT zu öffnen und die Wirksamkeit des Konzepts zu sichern.
Wie wird die Zielgruppe erreicht?
MINT.FResH spricht für jedes Projektjahr bis zu 600 Schüler*innen der Jahrgangsstufen 7 und 8 verschiedener Schulformen an, adressiert aber hauptsächlich Schüler*innen auf Haupt- bzw. Realschulniveau mit und ohne Beeinträchtigung, mit und ohne Migrationshintergrund. Das Projekt wird an jeder MINT.FResH-Schule im Rahmen interaktiver Showstunden wird zuerst die Intention der Maßnahme dargestellt, dann werden die einzelnen MINT.FResH-Module Elektronik, IT und Bio/Chemie präsentiert - jeweils mit Unterstützung durch die Schüler*innen, bevor zum Schluss der Rahmen und die Teilnahmebedingungen formuliert werden. Für jede Klasse der Jgst. 7 bzw. 8 findet eine eigene Showstunde statt. Im Anschluss melden sich die Schüler*innen über die AG-verantwortliche Lehrkraft der jeweiligen Schule an.
Tipps zum Nachmachen
Das Konzept ist als Handlungsanleitung veröffentlicht und zum kostenlosen Download bereitgestellt unter http://mint-fresh.de. Inzwischen wurde es auf weitere Landkreise übertragen.
Im Rahmen der Pandemie wurde MINT.FResH auch in einem Video erklärt, das DSGVO-bedingt allerdings nicht auf Youtube zu finden ist, sondern auf Vimeo: https://vimeo.com/595984174
Weitere Informationen
Als ESF+-gefördertes Projekt hat MINT.FResH die Begriffe "Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung" nicht nur als Etikett auf den Anträgen und Sachberichten vermerkt. Das Team hat diese Begriffe internalisiert und leistet seit 2016/17 durch ein hohes Maß an Binnendifferenzierung einen wertvollen Beitrag dazu, für die Gruppen der Hör- und Sehgeschädigten sowie für junge Menschen mit Migrationshintergrund genau dieses europäische Querschnittsziel zu erreichen. Teilnahmekontinuität, -zufriedenheit und -erfolg sind jeweils unabhängig von Herkunft und/oder gesundheitlicher Beeinträchtigung und Teilnehmerzufriedenheit mehr als zufriedenstellend für Durchführende und Finanzierende (s.o.).
Für die Mädchenförderung wurde MINT.FResH im Jahr 2019 mit einem Sonderpreis der Hermann-Schmidt-Preises ausgezeichnet.